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Eine Arbeitgeberin verlangt für Bewerber zur Pilotenausbildung eine Mindestgröße von 165 cm. Diese Mindestgrößen-Richtlinie kann eine mittelbare Benachteiligung von Frauen darstellen
Bundesarbeitsgericht, Pressemitteilung Nr. 10/16 vom 18. Februar 2016, 8 AZR 638/1
Eine Bewerberin bemühte sich 2012 bei der Arbeitgeberin um die Aufnahme in die Pilotenausbildung. Nachdem sie die Auswahlverfahren und Untersuchungen überstanden hatte, wurde bei der medizinischen Tauglichkeitsuntersuchung eine Körpergröße von 161,5 cm gemessen. Die Arbeitgeberin informierte die Bewerberin daraufhin darüber, dass sie die vorgegebene Mindestgröße von 165 Zentimeter unterschreite und deshalb für die Pilotenausbildung nicht geeignet sei. Die Bewerberin sah sich in ihren Rechten verletzt und forderte unter Verweis auf das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) 135.000 Euro Schadenersatz wegen mittelbarer Diskriminierung des Geschlechts. Die mittelbare Diskriminierung liege nach Ansicht der Bewerberin darin, dass Frauen im Durchschnitt kleiner seien als Männer.
Das meint das Gericht:
Das Bundesarbeitsgericht schloss sich den Auffassungen der Vorinstanzen an und sah in der Richtlinie ebenfalls eine mögliche mittelbare Diskriminierung. Untersuchungen zufolge seien 44 % der Frauen, aber lediglich knapp 3 % der Männer in Deutschland kleiner als 165 cm. Dem Argument der Arbeitgeberin, die Mindestgröße sei für die Flugsicherheit erforderlich, folgte das Gericht nicht. Zwar spräche die Flugsicherheit für eine Untergrenze, aber auch eine Tochterfirma der Arbeitgeberin fordere lediglich 160 cm für Pilotenanwärter/innen, andere Flugunternehmen sogar noch weniger. Ferner wies das Gericht darauf hin, dass die Frage der Mindestgrößen wohl einer Klärung durch den Europäischen Gerichtshof bedürfe.
Der Rechtsstreit wurde durch einen Vergleich beendet: Die Parteien einigten sich auf eine Zahlung in Höhe von 14.175 Euro. Die Arbeitnehmerin studiert mittlerweile Volkswirtschaft.
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