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Effektiv zuhause – oder was für Faulenzer?

Home-Office: Hier scheiden sich die Geister

Spricht man das Thema Home-Office an, dann bilden sich unter Arbeitnehmern schnell zwei Lager. „Das könnte ich nie, da würde mir was fehlen", sagen die einen. Für die anderen ist das Arbeiten von zuhause aus ein großer Traum: „Kein Berufsverkehr, weniger Meetings – endlich komme ich zum effektiven Arbeiten". Was ist wirklich dran am Arbeiten von zuhause aus?

Stand:  3.3.2017
Effektiv zuhause arbeiten oder Faulenzer im Home-Office | © AdobeStock | nakophotography

Wer hätte das gedacht: Immerhin ein Drittel der Unternehmen in Deutschland bietet Beschäftigten die Möglichkeit, von zuhause aus zu arbeiten. Bei Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten ist es sogar die Hälfte. Zu diesem Ergebnis kam Ende 2015 eine Forschungskooperation des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Trotzdem kein Grund zum Jubeln, denn in den meisten dieser Firmen ist Home-Office nicht der Alltag, sondern nur unregelmäßig möglich. Letztlich herrsche in Deutschland „immer noch eine starke Anwesenheitskultur", so das Fazit.

Anspruch auf Home-Office?

Die Niederlande machen es vor: Seit Mitte 2015 gibt es dort ein Gesetz, das Arbeitnehmern unter bestimmten Bedingungen ein Recht auf Home-Office ermöglicht.

In Deutschland sieht es anders aus, hier gibt es einen solchen Rechtsanspruch nicht. Grundlage der Anwesenheitspflicht ist § 106 S. 1 GewO: „Der Arbeitgeber kann Inhalt, Ort und Zeit der Arbeitsleistung nach billigem Ermessen näher bestimmen, soweit diese Arbeitsbedingungen nicht durch den Arbeitsvertrag, Bestimmungen einer Betriebsvereinbarung, eines anwendbaren Tarifvertrages oder gesetzliche Vorschriften festgelegt sind.“ 

Natürlich fehlen in einigen Berufen tatsächlich die technischen oder strukturellen Voraussetzungen für die Arbeit von zuhause aus. Beliebt ist Home-Office bei uns zurzeit vor allem in Berufen mit hoher Qualifizierung, hohem Zeitdruck und hoher Selbstständigkeit sowie bei Frauen, die Kinder betreuen. 

Pro und Contra: Home-Office ist nicht für jeden was

Es gibt sehr gute Argumente für das Arbeiten von zuhause aus; aber zuweilen auch vernünftige Gründe, lieber in den Betrieb zu fahren. 

Eins vorab: Faulenzer sind die Kollegen im Home-Office definitiv nicht. Denn dass Menschen, die von zuhause aus arbeiten, besonders effektiv sind, das ist sogar wissenschaftlich belegt. Forscher der Universität Stanford fanden heraus, dass ihre Produktivität um 13 % höher ist und sie seltener krank sind. Beschäftigte im Home-Office fühlen sich zudem mit ihrem Betrieb enger verbunden. Auch die Arbeitszufriedenheit ist bei den Kollegen mit Home-Office tendenziell höher. Hinzu kommen der Wegfall zeitaufwendiger Arbeitswege und eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Leiden tun Arbeitnehmer im Home-Office häufig an mangelndem Ansehen. Sie sind für Kollegen und Vorgesetze ja quasi unsichtbar und laufen damit Gefahr, nicht als Leistungsträger anerkannt zu werden – trotz all ihrer Produktivität. Hinzu kommt der fehlende „Flurfunk“; manches geht einfach an ihnen vorbei.

Dies ist auf der anderen Seite wiederum gut für all jene, die sich zu leicht ablenken lassen. Ständige Meetings und Kollegen, die „eben mal“ was wissen wollen, das fällt im Home-Office weg. Hier kann man auch mal stundenlang in einem Thema versinken und sich komplett darauf konzentrieren. Dies beinhaltet auch Raum für Kreativität, denn wem gelingt es schon im Büro, einfach mal in Ruhe über Dinge nachzudenken?

Aber Achtung, nicht jeder ist dazu geeignet, von zuhause aus zu arbeiten. Es gehört schon Organisationsvermögen und Selbstdisziplin dazu. Anders ausgedrückt: Arbeit ist Arbeit, privat ist privat. Wer sich also zu leicht ablenken lässt, der sollte lieber seinen Job unter Kollegen ableisten. Das Gleiche gilt für Menschen, die zur Selbstausbeutung neigen – denn Home-Office bedeutet nicht, ständig online zu sein. Die Abgrenzung zum Privaten ist sehr wichtig. 

Rechte und Pflichten im Home-Office

Gibt es die Möglichkeit, im Home-Office zu arbeiten, gelten auf beiden Seiten einige Rechte und Pflichten.

Arbeitsstättenverordnung

Mit der Neuregelung der Arbeitsstättenverordnung gibt es seit Ende 2016 auch für
Home-Office-Arbeitsplätze Änderungen. So besteht die Pflicht, dass diese die Anforderungen für Bildschirmarbeitsplätze erfüllen müssen. Tipp: Die Einrichtung und Ausstattung des Bildschirmarbeitsplatzes (z.B. Mobiliar, Kommunikationsmittel) obliegt dem Arbeitgeber; er muss z.B. bei PC-Arbeitsplätzen nicht nur ein Laptop, sondern auch einen externen Bildschirm und eine externe Tastatur bereitstellen.

Für neue Home-Office-Arbeitsplätze gilt: sie unterliegen den Anforderungen der Gefährdungsbeurteilung nach § 3 ArbStättV. Dies umfasst die erstmalige Beurteilung der Arbeitsbedingungen und des Arbeitsplatzes.

Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse

Arbeitnehmer trifft im Home-Office genauso die Pflicht zum Schutz von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen wie im Büro. Dies bedeutet Sorgfalt im Umgang mit Geschäftsunterlagen!

Unfallversicherung

Arbeitnehmer genießen auch bei der Arbeit im Home-Office den Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung. Dienstliche Tätigkeiten im Arbeitszimmer sind dabei ebenso versichert wie der Weg zur Firma. Aber Achtung: Wer sich auf dem Weg vom Schreibtisch in die Küche verletzt, der kann nach einer Entscheidung des Bundessozialgerichts nicht mit einer Anerkennung als Arbeitsunfall rechnen (Az. B 2 U 2/15 R). Dies gehöre zum persönlichen Lebensbereich, so die Begründung. Die Arbeit von zuhause aus nehme einer Wohnung nicht den Charakter der privaten, nicht versicherten Lebenssphäre. 

Ausblick: Ein Trend mit Zukunft

Home-Office wird im Zeitalter der digitalen Vernetzung wohl in immer mehr Berufen möglich sein. Dies hat auch die Politik erkannt: Die Vision von Bundesministerin Andrea Nahles ist es, dass in einer digitalisierten Arbeitswelt auch das Thema Home-Office mehr Zukunft hat. Von einem Rechtsanspruch sind wir aber noch weit entfernt. 

Wer aber jetzt schon gerne (vermehrt) in den eigenen vier Wänden arbeiten möchte, der kann seinen Chef vielleicht noch mit diesem Argument überzeugen: Es sind besonders auch die Unternehmen, die hierdurch gewinnen. Denn sie sind laut einer Studie bis zu dreimal profitabler als ihre Wettbewerber …

Tipps für ein gelungenes Arbeiten im Home-Office

  • Halten Sie sich an feste Regeln – so ist störungsfreies Arbeiten möglich. Hier helfen beispielsweise feste Kernzeiten. 
  • Achten Sie darauf, dass Ihr Arbeitsplatz vernünftig eingerichtet ist. Sinnvoll ist zudem eine klare Trennung zwischen Wohn- und Arbeitsplatz.
  • Abschalten nach Feierabend: Verlängern Sie Arbeitszeiten nicht auf Kosten der Freizeit. Eine Abgrenzung ist hier sehr wichtig.
  • Planen Sie Pausenzeiten bewusst ein (und halten Sie sich daran!).
  • Zu guter Letzt: Nutzen Sie die Möglichkeit, einfach mal störungsfrei zu „Denken“. Sie werden sehen: Dies bietet viele neue Impulse!
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