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Ihr ifb-Team
Für Sie als Betriebsrat gibt es Redeanlässe wie Sand am Meer. Sei es auf einer Betriebs- oder Abteilungsversammlung, in der Diskussion mit Kollegen, in einer Verhandlung mit dem Arbeitgeber oder der Ehrung eines Jubilars: Vielen Menschen fehlt hierfür die Übung und das Selbstvertrauen und sie versuchen, solche Situationen zu vermeiden.
Nun ist aber der Betriebsrat das „Sprachrohr“ der Belegschaft und deshalb muss ein Betriebsratsmitglied auch reden können. Zumal, wenn er etwas im Betrieb bewegen will.
Die gute Nachricht für Sie als Betriebsrat: Reden halten kann man lernen. Es bedarf oft nur wenig, um Inhalte wirkungsvoll zu präsentieren. Das nötige Handwerkszeug liefert uns die Rhetorik.
Rhetorik, das klingt zunächst nach verstaubten, starren Regeln und Vorschriften aus einer Zeit, als wir noch mit wallenden Gewändern in steinernen Arenen aufgetreten sind. Bei näherem Hinsehen erkennen wir aber, dass die meisten Ideen der antiken Redetrainer richtig gut und vor allem zeitlos erfolgreich sind.Die Rhetorik, oder deutsch „Redekunst“, vermittelt sowohl die Theorie der Rede als auch ihre praktische Anwendung und Wirkungsweise. Alle folgenden Tipps und Hinweise finden sich auch schon in den Werken von Aristoteles (*384 v. Chr. – †322 v. Chr.), Marcus Tullius Cicero (*106 v. Chr. – †43 v. Chr.) und Quintilian (*35 n. Chr. - †96 n. Chr.), dem ersten Professor für Rhetorik. Das Handwerkszeug gibt es also schon seit vielen Jahrhunderten. In unzähligen Büchern kann man diese Theorien, Methoden und Konzepte nachlesen.
Doch die ganze Theorie hilft Ihnen gar nichts, wenn Sie nicht auch die nötige Übung haben. Deshalb sind Redetrainings Grundvoraussetzung für einen guten Auftritt als Betriebsrat.
Im Folgenden einige hilfreiche Tipps für Ihre erfolgreiche Rede.
Der Erfolg Ihrer Rede hängt auch maßgeblich von Ihrem persönlichen Auftreten ab, also von Ihrer Körpersprache, Ihrer Sprechweise und Ihrer Selbstsicherheit. Kurz: von Ihrer Wirkung auf die Zuhörer. Eine häufige Frage ist, wie Wirkung eigentlich entsteht und ob man sie auch beeinflussen kann.
Ihre Körpersprache ist ein Ergebnis Ihrer inneren Einstellung – zum Thema, zum Redeanlass, zu den Zielen oder auch zu Ihren Zuhörern. Ihre innere Haltung zeigt sich fast automatisch in der äußeren Haltung.
„Man kann nicht nicht kommunizieren.“ Diesen Satz von Paul Watzlawick kennen Sie vielleicht und wissen, dass wir ständig Signale an unsere Mitmenschen senden. Die meisten Informationen senden wir über unseren Körper. Der Körperausdruck entsteht unbewusst, kann aber vom Verstand gelenkt und kontrolliert werden. Wesentliche Aspekte der Körpersprache sind: Haltung, Gestik, Mimik und Blickkontakt.
Hier nur ein paar Aspekte, auf die Sie als Betriebsrat achten sollten. Achten Sie aber immer darauf, natürlich zu bleiben. Seien Sie authentisch und schauspielern Sie nicht!
Das Wort Lampenfieber kommt aus der Theatersprache. Der Schauspieler fing an zu schwitzen, sobald ihn die heißen Gaslampen beleuchteten. Und auch Sie kennen vielleicht diese körperliche Reaktion, wenn Sie aufgeregt sind. Es ist tröstlich zu wissen, dass jeder Mensch vor einer besonderen Herausforderung Lampenfieber hat. Für den einen ist es jedoch nur ein willkommener Energieschub, für den anderen eine Tortur.
Warum ist das so? Das liegt – bildlich gesprochen – am Tiger.
Die Bedeutung des ersten Eindrucks kennen wir bis heute. Zum anderen war es nötig, unseren Körper schnell mit zusätzlicher Energie zu versorgen. Damals wie heute: In Stresssituationen schüttet der Körper Adrenalin aus und katapultiert uns in ein höheres Energielevel. Nach erfolgreicher Jagd – oder Flucht – ist das Adrenalin aufgebraucht und wir energetisch wieder in einem Normalzustand.
Wenn wir nun eine Rede halten, dann kann das Adrenalin uns fokussierter, aufmerksamer und wacher machen. Aber wenn die Dosis zu hoch ist, weil wir in einer für uns extremen Stresssituation sind, dann versucht der Körper, die Energie auf andere Art loszuwerden. Der Vortragende leidet dann meist unter flachem, hastigem Atem, erhöhtem Herzschlag, innerer Hitze, feuchten oder eiskalten Händen, trockenem Mund und einem flauen Gefühl im Magen. Da starkes Lampenfieber immer eine geistige und eine körperliche Komponente hat, kann man zur Lösung des Problems auch an diesen beiden Polen ansetzen.
Sie werden es nicht schaffen, das Lampenfieber komplett abzubauen. Das sollten Sie aber auch gar nicht, denn „eiskalte“ Vollprofis wirken viel weniger sympathisch. Ein Patentrezept gegen Blackouts und Lampenfieber gibt es nicht. Flatternde Nerven und negative Gedanken unter Kontrolle zu bringen muss man trainieren. Zunächst müssen Sie aber erkennen, dass Sie sich nur selbst dabei helfen können. Beispielsweise durch eine gute Vorbereitung.
Unser Seminartipp
Wenn die Zuhörer nach Ihrer Rede begeistert sind und sich auch weiter mit dem Thema beschäftigen wollen, dann haben Sie schon bei der Vorbereitung eine Menge richtig gemacht. Unter Vorbereitung fallen grundsätzlich alle Arbeitsschritte, die zu tun sind, bevor die Rede gehalten wird. Man kann drei wesentliche Punkte unterscheiden: die inhaltliche Erarbeitung, die mediale Aufbereitung und die persönliche Vorbereitung.
Viele neu gewählte Betriebsratsmitglieder sind zu Beginn ihrer Amtszeit ungeübte Redner. Da fällt dann auch die Vorbereitung nicht leicht. Sie kennen als Betriebsrat vielleicht die Situation: Seit Minuten sitzen Sie vor dem weißen Bildschirm und die einzige Bewegung ist das Blinken des Cursors am linken Rand. Auch von einem „Einfach-drauf-los-Schreiben“ ist dringend abzuraten. Gewöhnen Sie sich eine strukturierte, schrittweise Vorgehensweise an.
Denken Sie immer auch an die Probe. Halten Sie Ihre Rede vor dem Spiegel, einem Familienmitglied oder einem Betriebsratskollegen. Prüfen Sie dabei, ob Ihre Überleitungen stimmig sind, der Aufbau Ihrer Rede (siehe nächstes Kapitel) logisch ist und Sie insgesamt die Ziele erreichen, die Sie sich vorgenommen haben.
Wir leben in einer Welt, in der Informationen zu großen Teilen über Bilder vermittelt werden. Auch Sie als Betriebsrat sollten deshalb Ihre Rede mit einer Visualisierung bereichern. Durch die Kombination von Hören und Sehen können die Zuhörer Informationen besser aufnehmen, verarbeiten und sich auch besser merken.
Vorteile einer visuellen Unterstützung:
Selbstverständlich müssen Sie nicht immer mit einer Präsentationssoftware arbeiten. Sie können – gerade auch, wenn es sich nur um einen kleinen Kreis von Zuhörern handelt – gut auch mit einem Flipchart oder einer Metaplanwand arbeiten.
Um sicher und ruhig Ihre Rede halten zu können, sollten Sie persönliche einige Vorbereitungen treffen:
Stellen Sie sich Ihre Redesituation im Vorfeld immer wieder vor:
Arbeiten Sie in Ihrer Vorstellung mit unterschiedlichen Varianten.
Auch wenn die reale Situation dann ganz anders ist, haben Sie ja schon einiges „durchgestanden“. Diese Imaginationsübung macht Sie in der konkreten Rede sicherer und gelassener!
Auch eine Rede hat eine Dramaturgie – also einen Aufbau von der Einleitung über den Hauptteil bis hin zum Schluss. Planen Sie alle drei Teile gleichwertig. Meistens wird viel zu wenig Aufwand in die Vorbereitung des Anfangs und des Endes gesteckt. Dabei sind beide Teile so wichtig.
Die Einleitung muss die Zuhörer packen und Interesse für das Thema wecken. Ein „Das Thema meines heutigen Vortrags ist …“, führt eher dazu, dass sich Ihre Zuhörer von Anfang an langweilen. Sie haben drei Minuten, um das Publikum zu fesseln. Machen Sie sie neugierig, gespannt oder aufgeregt.
Erzeugen Sie Entrüstung, Spaß oder Faszination, indem Sie:
Ihrer Fantasie sind am Anfang keine Grenzen gesetzt. Alles was Aufmerksamkeit schafft und zum Thema hinführt, ist erlaubt. Nur kein bloßer „Show-Effekt“!
Die Einleitung nimmt ungefähr 20 % der gesamten Redezeit ein.
Starten Sie jede Rede mit einer Pause (max. 5 Sekunden!). Das erhöht die Aufmerksamkeit beim Publikum und ermöglicht es Ihnen noch einmal durchzuatmen, sich auf den ersten Satz zu konzentrieren und per Blick mit den Zuhörern Kontakt aufzunehmen.
Zur Struktur Ihres Hauptteils haben wir schon im Abschnitt 03 (Die Vorbereitung ist die halbe Rede) gesprochen. Erinnern Sie sich hier noch an den logischen Aufbau und die geeignete Struktur. Auch einzelne Abschnitte innerhalb des Hauptteils können Sie immer wieder mit einer kurzen Einleitung (beispielsweise einer rhetorischen Frage) beginnen und mit einem kurzen Fazit beenden.
Noch kurz zum Thema Fragen. Überlegen Sie sich vorher, ob Sie Fragen zulassen wollen und wenn ja, ob diese jederzeit gestellt werden dürfen, oder erst nach Ihrem Vortrag. Hier gibt es keine Regeln. Gerade wenn Sie aber noch ungeübt sind, sollten Sie sich nicht durch Fragen während Ihres Vortrags aus der Ruhe bringen lassen.
Mit 70 % Redezeit ist der Hauptteil der größte Abschnitt Ihrer Rede.
Der Schluss Ihres Vortrags bleibt den Zuhörern am längsten im Gedächtnis. Er sollte deshalb nochmals verdeutlichen, was das Ziel Ihrer Rede war. Bringen Sie deshalb Ihre Kernbotschaft noch einmal klipp und klar zum Ausdruck. Je knapper und markanter Sie die Botschaft formulieren, umso besser.
Folgende Elemente bieten sich am Schluss Ihrer Rede an – je nachdem um welche Art von Rede es sich handelt:
Es ist immer gut, wenn Sie am Ende Ihre Rede abrunden. Das bedeutet, dass Sie noch einmal Bezug auf den Anfang nehmen. Wenn Sie dort eine Zahl präsentiert haben, dann diese noch einmal (jetzt vielleicht neu) interpretieren. Wenn Sie eine Geschichte erzählt haben, dann diese fertig erzählen oder einen neuen Schluss hinzufügen. Wenn Sie ein Bild gezeigt haben, dann dieses noch einmal präsentieren (vielleicht war es nur ein Ausschnitt und nun zeigen Sie das ganze Bild).
Achtung: Ihre Rede ist erst zu Ende, wenn der Applaus einsetzt. Nicht vorher schon die Bühne verlassen!
Der Schluss nimmt 10 % der Redezeit in Anspruch.
Sei es die eben abgeschlossene Betriebsvereinbarung, der spezielle Kündigungsschutz für schwerbehinderte Kollegen oder die besonderen Arbeitszeitregelungen in Ihrem Betrieb – je mehr Sie über ein Thema wissen, umso flüssiger, sicherer und vor allem freier können Sie sprechen. Doch nicht immer sind Sie der Experte. Damit Sie trotzdem frei reden können, hilft neben einer guten Vorbereitung vor allem ein gutes Stichwortkonzept.
Verabschieden Sie sich von einem Manuskript. „Eine abgelesene Rede ist wie ein gemaltes Feuer, sie wärmt nicht.“ Versuchen Sie, möglichst frei zu sprechen und nur die wesentlichen Stichworte auf Karteikarten zu schreiben.
Die Karteikarten, die Sie immer nur in einer Hand halten, sollten folgenden Anforderungen gerecht werden:
Nutzen Sie immer auch Phasen in Ihrem Vortrag, um ganz frei zu sprechen. Wenn Sie ein persönliches Erlebnis schildern oder eine innerbetriebliche Situation beschreiben, dann brauchen Sie ganz sicher keine Stichworte. Solche Momente bereichern Ihre Rede, vermitteln ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit und lassen Sie souverän und sicher wirken.
So, wie Sie auch Schwimmen oder Fahrradfahren nicht rein aus einem Buch erlernen können und eine Sportart nicht ohne Training beherrschen werden, lernen Sie Reden nur durch Reden.
Nutzen Sie deshalb jede sich ergebene Möglichkeit, um einen Vortrag zu halten.
Eine einmalige Trainingssituation erleben Sie in den ifb-Rhetorikstudios. Mehr Informationen finden Sie hier.
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